Dieses Mal war vieles anders als sonst bei der jährlichen Gedenkfeier der Orts- und Kreisgruppe Augsburg der Landsmannschaft und des Fördervereins der Deutschen aus Russland zum 79. Jahrestag der Deportation der Deutschen in der Sowjetunion am 28. August 1941. Wegen der Beschränkungen des Corona-Hygienekonzepts durfte der Chor „Heimatmelodie“ nicht wie gewohnt die musikalische Umrahmung der Gedenkfeier gestalten. Eine Stunde vor deren Beginn setzte nach vielen sonnigen Tagen plötzlich heftiger Regen ein und die Straße vor dem neuen Friedhof in Haunstetten stand beträchtlich unter Wasser. Trotzdem ließen es sich Helene Sauter und Juri Heiser nicht nehmen, einen Kranz vor dem Gedenkstein für alle Russlanddeutschen, deren letzte Ruhestätten in der Ferne nicht gebührend gepflegt werden können, niederzulegen. Einige Besucher harrten mit Ihnen im strömenden Regen aus und begaben sich danach gleich zur Gedenkfeier in den nahegelegenen Saal der evangelischen Gemeinde „Maria und Martha“ in der Albert-Einstein- Straße. Dort begrüßte Helene Sauter die Gäste, die in dem gebotenen Abstand in zusammengehörigen Gruppen an getrennten Tischen Platz genommen hatten.
Unter ihnen waren auch Vertreter des Bundes der Vertriebenen und der Ortsgruppe der Siebenbürger Sachsen. Juri Heiser bedauerte in seiner Ansprache die ungewohnten Bedingungen. „Normalerweise sitzen wir ja eng zusammen, um uns mit verschiedenen Leuten zu unterhalten und auszutauschen, doch heute müssen wir weit auseinander sitzen“, sagte Heiser und streifte anschließend durch die leidvolle Geschichte der Russlanddeutschen, die mit Repressalien und Enteignungen durch das stalinistische Regime begann und in den Verlust ihrer Heimat während und nach dem zweiten Weltkrieg endete. Heiser rief zur Wachsamkeit gegen alle Tendenzen zu Einschränkungen der Freiheit und der demokratischen Selbstbestimmung in unseren Tagen auf.
Die Andacht wurde diesmal von der evangelischen Gemeindepfarrerin Christiane Sinning alleine gehalten, weil der katholische Pfarrer Mate Cilic eine eigene Veranstaltung in seiner Pfarrei St. Pius hatte. Pfarrerin Christiane Sinning begann ihre Predigt mit dem Hinweis auf das Wetter: „Wie gut ist es doch, dass wir ein Haus haben, in dem wir uns geschützt versammeln können“. Sie weckte in den Besuchern Erinnerungen an deren Häuser ihrer Kindheit und zeigte die Perspektive auf, dass alle Christen gemeinsam am Haus Gottes bauen. Nach dem gemeinsam gebeteten „Vater unser“ verlas Helene Sauter den Text des Gedenkens an die Opfer der Russlanddeutschen vom Beginn der Einwanderung durch die Jahrhunderte bis zur Gegenwart. Die Gedenkfeier klang bei Kaffee und Kuchen und Gesprächen in kleinen Runden an den Tischen aus.
Der Vorstand dankt allen Organisatoren, all den fleißigen ehrenamtlichen Helfern für die Organisation, Vorbereitung und Durchführung der Gedenkfeier, für Kaffee und Kuchen, für die gute Stimmung und gute Gespräche in dem hellen Saal der evangelischen Gemeinde „Maria und Martha“ und für das Kommen bei außerordentlichen Bedingungen an diesem Tag.
Roni Schneider und Helene Sauter